Die grüne Familienpolitik: Frauenfeindlich, väterfeindlich, kinderfeindlich

15. Juni 2021

Bündnis 90 / Die Grünen  haben bei ihrem Parteitag am vergangenen Wochenende eine große Chance zur Modernisierung ihrer Familienpolitik versäumt.

Ihnen lag ein Antrag aus dem Kreisverband Duisburg vor, nach dem im grünen Wahlprogramm nicht nur „Alleinerziehenden“, sondern „Allein- und Getrennterziehenden“ der Rücken gestärkt werden soll.

Diese unscheinbar wirkende Änderung hätte, wenn sie angenommen worden wäre, eine sehr wichtige Erweiterung der grünen Perspektive markiert. Der Begriff „Alleinerziehung“ erweckt nämlich den Eindruck, für die Entwicklung eines Kindes sei allein ein einziger erwachsener Mensch nötig – unter den gegenwärtigen Bedingungen ist das fast immer die Mutter.

Der Begriff „Getrennterziehung“ hingegen macht deutlich, dass beide Eltern auch nach Trennungen für das Kind wichtig bleiben. Das dieser Einsicht zu Grunde liegende systemische Verständnis von Familie legt einen Schwerpunkt auf die Kooperation der Eltern, nicht auf die Illusion, ein einziges Elternteil wäre jederzeit genug für das Kind.

Dass die Grünen den Änderungsantrag ablehnten und nun allein die „Alleinerziehung“ gestärkt wird, wurde in der Debatte ausgerechnet mit der Berufung auf „Vielfalt“ begründet. Großes Gewicht hatte auch die Gegenrede Katrin Göring-Eckardts, die meinte, die Annahme des Antrags würde Alleinerziehende „unsichtbar machen“.

Warum aber sollten Alleinerziehende unsichtbar werden, wenn neben ihnen noch andere erwähnt werden? Warum sollte die Alleinerziehung allein dann in Frage gestellt werden, wenn es sichtbar wird, dass es auch nach Trennungen andere Formen des Aufwachsens von Kindern gibt?

Erklärbar ist dies nur dadurch, dass die Vorstellung, ein Kind brauche lediglich seine Mutter und niemanden sonst, ja tatsächlich weder plausibel noch modern noch kinderfreundlich ist – sobald es praktikable Alternativen dazu gibt. 

Ein Beispiel dafür finden die Grünen an ihrer eigenen Spitze bei ihrer Kanzlerkandidatin. Annalena Baerbock hat deutlich gemacht, dass ihr Ehemann „die volle Verantwortung und Arbeit zu Hause“ übernimmt: „Mein Mann ist es, der sich vor allem um Kita, Schule, Hausaufgaben und Pausenbrote kümmert.“ 

In einem systemischen Verständnis von Familie werden eben Mütter- und Väterinteressen nicht gegeneinander ausgespielt, sondern sie bedingen einander. Wer Frauen in Karriere, Beruf und politischen Institutionen stärken will, muss auch Väter in den Familien stärken. Wer das eine nicht will, will tatsächlich auch das andere nicht.

Die Grünen aber haben mehrheitlich beschlossen, dass sie ausdrücklich nicht denjenigen Vätern „den Rücken stärken“ wollen, die sich auch unter Schwierigkeiten nach Trennungen um einen guten Kontakt zu ihren Kindern bemühen. Sie wollen ausdrücklich nicht den Eltern den Rücken stärken, die im Interesse ihrer Kinder auch nach Trennungen zusammenarbeiten, anstatt auf Kosten ihrer Kinder Fronten aufzubauen.

So sehr die Grünen sich auch bemühen, ihre Familienpolitik als modern und vielfältig darzustellen, so sehr kollabiert diese Politik tatsächlich in dem rückständigen Glauben, dass das Kind zur Mutter und zur Mutter allein gehört. Um über die Widersprüche zwischen ihrem modernen Selbstbild und ihrer rückständigen Praxis hinwegzutäuschen, müssen die Grünen in ihrem Wahlprogramm viele Menschen unsichtbar machen:

  • Sie machen die Väter unsichtbar, die für ihre Kinder sorgen. 
  • Sie machen die Mütter unsichtbar, die beruflichen Erfolg haben können, weil Väter für die Kinder sorgen. 
  • Sie machen die Paare unsichtbar, die auch nach Trennungen sinnvoll und zum Wohl ihrer Kinder zusammenarbeiten. 
  • Sie machen die Kinder unsichtbar, die nicht nur ein Elternteil brauchen, sondern beide: alle Kinder.
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